Bezirksbeirätin Imke Veit-Schirmer zum Projekt „Freie Gehwege“
Vorab um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Gehwegparken ist nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, die nur in Ausnahmefällen explizit genehmigt werden kann, Gehwegparken nervt, behindert und birgt etliche Gefahrenquellen. Und genau deshalb sollte diese dennoch so beliebte Art des Abstellens von PKWs im öffentlichen Raum konsequent verboten und geahndet werden. Insofern ist das Projekt „Freie Gehwege“ der Stadt absolut sinnvoll.
Vor einigen Jahren wurde in Kirchheim bereits die Lochheimer Straße in Kirchheim auf Initiative der damaligen Kinderbeauftragten „aufgeräumt“. Natürlich gab es zunächst viele Proteste und Gegenargumente. Aber Sätze wie „Autos von heute passen nicht mehr in Einfahrt oder Garage“ oder die Fremdnutzung der Garage oder des Stellplatzes für alle möglichen anderen Dinge nur nicht das Auto, sind keine Argumente, sondern Ausreden. Da hilft Aufräumen oder der Wechsel auf ein kleineres Auto. Man kann sich auch keine Hollywood-Schaukel kaufen und vor die Haustür stellen, wenn der Garten zu klein ist. Öffentlicher Raum ist nicht immer und überall automatisch auch Parkraum. Mittlerweile hat sich die Aufregung um die Lochheimer Straße übrigens gelegt. Die Straße ist heute wunderbar aufgeräumt und für alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen gut nutzbar.
Und so sollte es auch künftig in anderen Straßen Heidelbergs aussehen. Nur – und jetzt kommt ein kleines „Aber“: Ist es sinnvoll mit einer Straße wie der Danziger Straße in Kirchheim anzufangen? In dieser Straße gibt es ausschließlich Mehrfamilienhäuser und so gut wie keine privaten Garagen oder Stellplätze. Die Anzahl der Wohneinheiten wurde vor Jahren sogar durch den Ausbau der Dachgeschosse erhöht, ohne zusätzlichen Parkraum zu schaffen (schaffen zu müssen?). Daher ist die Parksituation dort jetzt schon äußerst prekär. Deshalb ist es notwendig sich vor der Umsetzung des Projektes „Freie Gehwege“ gerade in solchen Bereichen vorher zu überleben, wie man die Parksituation für die Anwohner entschärfen kann. Es ist davon auszugehen, dass es Straßen (auch in anderen Stadtteilen!) gibt, in denen sich das Projekt schneller und leichter umsetzen ließe.
Natürlich wäre ein Umstieg auf den ÖPNV oder das Fahrrad und damit vielleicht auch der Verzicht auf den privaten PKW wünschenswert und sollte mittel- bis langfristig das Ziel guter Verkehrs- und Umweltpolitik sein. Aber so weit sind wir leider noch lange nicht. Nicht jedem ist der Umstieg auf ÖPNV oder Rad so ohne weiteres möglich, da in Heidelberg an vielen Ecken und Enden (besonders in den Randstadtteilen) die wichtigste Voraussetzung fehlt: ein gut ausgebautes und damit attraktives ÖPNV-Netz.
Fazit: Um Verständnis und vor allem Akzeptanz für das unbestritten wichtige Projekt „Freie Gehwege“ zu schaffen, sollte die Verwaltung mit etwas mehr Fingerspitzengefühl an die Arbeit gehen. Und gleichzeitig sollte der Ausbau des ÖPNV mit Macht vorangetrieben werden.